RNZ-Interview mit Prof. Michael Hölz
„Ich hoffe unbedingt auf Medaillen in Peking“
Von Claus-Peter Bach
Heidelberg. Der 70-jährige Heidelberger Diplomkaufmann Professor Hanns Michael Hölz ist seit 2011 Präsident des Deutschen Snowboard-Verbandes. Snowboard Germany (SNBGER), wie sich der 2003 aus dem Deutschen Ski-Verband (DSV) ausgegründete Verband auf international verständliche Weise nennt, hat rund 37 400 Mitglieder, von denen sich 15 für die Olympischen Winterspiele (4. bis 21. Februar) in Peking qualifiziert haben. Kürzlich erfolgte die Nominierung für die Olympiamannschaft des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) durch Dirk Schimmelpfennig, den Chef de Mission.
Herr Professor Hölz, noch nie durften so viele deutsche Snowboarder bei Olympia an den Start gehen. Wie schätzen Sie deren Erfolgsaussichten ein?
Ich freue mich für die Athletinnen und Athleten und bin glücklich, dass wir in Peking in allen drei Disziplinen unseres Sports mit Frauen und Männern vertreten sein werden. Das zeigt, dass im gesamten Verband gute Arbeit geleistet wird. Aufgrund der in dieser Saison erreichten Platzierungen im Weltcup hatten wir sogar zwei Quotenplätze mehr, doch sind die deutschen Qualifikationsnormen anspruchsvoller als die des Weltverbandes. Darüber freuen sich unsere Konkurrenten, die nun zwei Athleten nachnominieren können.
Was musste man leisten, um in Peking dabei zu sein?
Man musste im Weltcup entweder einmal unter die besten Acht oder zweimal unter die besten 16 kommen. Das haben wir in dieser Saison öfters geschafft als je zuvor.
Wie schätzen Sie die Chancen Ihres Teams ein? Hoffen Sie vielleicht sogar auf Edelmetall?
Es soll nicht maßlos klingen, aber: Ja, unbedingt! Bei aller Demut, die im Sport angemessen ist, und angesichts der vielen Unwägbarkeiten, denen man bei Olympia in China begegnen könnte, stimmen mich die Papierform unserer Teilnehmenden und deren im Weltcup bewiesene mentale Stärke sehr zuversichtlich. Ich glaube, dass sie beim wichtigsten Wettkampf ihre persönliche Bestleistung zeigen können. Und ich hege die leise Hoffnung, dass wir erstmals bei Olympia Medaillen in allen drei Disziplinen Race, Snowboardcross und Halfpipe /Slopestyle/Big Air mit nach Hause bringen können.
Welchen Deutschen trauen Sie olympisches Edelmetall zu?
Martin Nörl (28) aus Adlkofen reist im Snowboardcross als Weltcup-Führender im Gelben Trikot nach Peking, aber auch der Crosser Paul Berg (30) vom SC Konstanz hat es drauf, ganz vorne zu landen. Das gilt auch für Stefan Baumeister, Ramona Hofmeister und Carolin Langenhorst bei den Racern und insbesondere für die Freestyler Leon Vockensperger, Annika Morgan, André Höflich.
Werden Sie Ihre Athletinnen und Athleten vor Ort anfeuern?
Nein, ich fliege nicht nach China. Mir ist es wichtig, dass unsere Sportlerinnen und Sportler bestmöglich betreut werden, denn unsere Teamleitung ist in China aufgrund der Hygienevorschriften des IOC und der Restriktionen der chinesischen Behörden sehr stark belastet. Es ist vernünftig, einen Arzt oder Betreuer mehr mitzunehmen anstelle eines Präsidenten, der gar nicht weiß, ob er überhaupt zu den Wettkampfstätten vordringen dürfte.
2014 bei Olympia in Sotschi waren Sie nicht ganz unschuldig, dass Amelie Kober (34) aus Bad Aibling die Bronzemedaille im Parallel-Slalom gewonnen hatte…
Nun ja, Amelie hatte sich einen Bruch im Ellbogen zugezogen, und die Ärzte und Trainer waren dagegen, dass sie mit dieser Verletzung an den Start ginge. Amelie aber wollte unbedingt um ihre Medaillenchance kämpfen, es wurde hitzig diskutiert. Ich habe dann verfügt, dass die Entscheidung von der Athletin getroffen werden müsse – und hinterher waren alle glücklich.
Nach Snowboardcross-Testrennen im November 2021 in Peking hat ein Teilnehmender einen falsch positiven Coronatest, andere haben schlechte Behandlung, mangelnde Hygiene in den Unterkünften und lange Wartezeiten bei Transporten beklagt. Was konnten Sie tun, um dem abzuhelfen?
Wir haben den Botschafter der Volksrepublik China in Berlin, die Deutsche Botschaft in Peking und den DOSB gebeten, sich im Sinne unserer Athleten bei den Organisatoren einzusetzen. Ich bin zuversichtlich, dass auch das IOC die Proteste aus etlichen Ländern zur Kenntnis genommen hat und für optimale Bedingungen sorgen wird.
Das IOC und dessen Präsident Dr. Thomas Bach stehen in der Kritik, sich nicht ausreichend für die Wahrung der Menschenrechte, die Nachhaltigkeit der Spiele und die Pressefreiheit in China einzusetzen. Teilen Sie diese Kritik?
Ja. Das IOC, das sich gerne mit den Vereinten Nationen und der Unicef vergleicht, verfolgt die Strategie der stillen Diplomatie, müsste aber deutlicher werden, um erfolgreich zu sein. Es ist jedenfalls nicht Sache der Teilnehmenden, so kurz vor dem Start für diese Belange zu demonstrieren. Es wäre für das Topereignis im Weltsport in vielen Belangen positiver gewesen, wenn wir München und Bayern als Austragungsort hätten realisieren können.
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